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Der Wormser Reichstag von 1521 ist vor allem wegen des Auftritts Martin Luthers im kulturellen Gedächtnis verankert. Dass der Reformator unter Berufung auf sein Gewissen vor Kaiser und Reichsständen den Widerruf seiner Schriften verweigerte, wurde und wird oft als Ursprung der neuzeitlichen Gewissensfreiheit gewürdigt und analysiert, und das mit gutem Grund. Doch abgesehen davon, dass der Reformator strenggenommen gar nicht auf dem Reichstag, sondern an dem in Worms befindlichen Kaiserhof auftrat, erschöpft sich die Bedeutung des Wormser Reichstags von 1521 nicht in dem „Luther-Moment”. Als erster Reichstag des frischgewählten Kaisers Karl V. steht er an einer Schnittstelle der Reichsgeschichte.
Vor diesem Hintergrund fassen die Beiträge des Bandes den Wormser Reichstag genauer in den Blick und stellen ihn zum einen in seine lokal- und reichsgeschichtlichen Kontexte. Zum anderen loten sie die Folgen der sich 1521 ankündigenden Glaubensspaltung für die Stadt Worms in ihrer Langzeitwirkung aus, bis hin zum „Wormser Memorandum” von 1971. Sie dokumentieren damit eine Tagung der Gesellschaft für mittelrheinische Kirchengeschichte und zahlreicher Kooperationspartner von Juni 2021.
Über den Autor
Claus Arnold, Dr. theol., Professor für Mittlere und Neuere Kirchengeschichte, Mainz
Martin Belz, Dr. theol., wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Mainzer Kirchengeschichte, Mainz
Matthias Schnettger, Dr. phil., Professor für Geschichte der Frühen Neuzeit, Mainz
Inhaltsverzeichnis
Vorwort
S. 7–8
Claus Arnold / Martin Belz / Matthias Schnettger
Einleitung. Reichstag – Reichsstadt – Konfession. Vom Wormser Reichstag
S. 9–16
I. Worms und der Reichstag von 1521
Burkard Keilmann
„Petre, amas me?” – Wer schließt den Wormsern den Himmel auf? Klerus und Rat zur Zeit des Landshuter Krieges (1504/05) im Kampf um den Beistand Gottes und der Heiligen
S. 17–44
Gerold Bönnen
Reichsstadt und Wormser Rat. Interessen und Spielräume der reichsstädtischen Obrigkeit um 1520/21
S. 45–64
Dietmar Heil
Der Wormser Reichstag von 1521 und die Reichsreform
S. 65–86
Matthias Schnettger
Die Bühne des Reichs. Zeremonialgeschichtliche Perspektiven auf den Wormser Reichstag von 1521
S. 87–112
Armin Kohnle
Gewissensreligion? Luthers Wormser Rede neu gelesen
S. 113–126
II. Konfessionen in Worms vom 16. bis zum 20. Jahrhundert
Christoph Nebgen
„Gedenke des erlesenen Trostes, den Unser Herr dir in Worms in seinen Gebeten gab ...” Worms und die Gesellschaft Jesu im Spiegel ausgewählter Korrespondenz mit der römischen Ordenszentrale im Konfessionellen Zeitalter (1540–1617)
S. 127–146
Carolin Katzer
Zwischen Abgrenzung und Annäherung. Das mehrkonfessionelle Zusammenleben in Worms im 18. Jahrhundert
S. 147–172
Martin Belz
Von Luther zur Ökumene. Das „Wormser Memorandum” (1971) im Kontext der 450-Jahr-Gedenkfeier des Reichstags von 1521
S. 173–198
Bettina Braun
Der „Luther-Moment” im Kontext. Ein Kommentar
S. 199–206
Personenregister
S. 207–212
Autorinnen und Autoren
S. 213