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Nikolaus von Jauer gilt als Musterbeispiel eines Universitätsgelehrten, der die katholische Position gegen alle Abweichungen wie Aberglaube, zu freie Sitten der Ordensleute, aber auch gegen die hussitische Lehre verteidigte. Sein Traktat gehört zu einem Korpus von elf Reaktionen, die inhaltlich auf die hussitischen Manifeste aus den Jahren 1430/31 reagieren und als Vorstufen für die Verhandlungen auf dem Basler Konzil zu sehen sind. Diese katholischen Gegenschriften wurden zwar in der Forschung erwähnt, aber bislang nicht analysiert. Erst durch die Erschließung der Originalquellen und die interdisziplinäre Herangehensweise stehen die zahlreichen Handschriften einer Untersuchung offen. Für ein besseres Verständnis der Argumentationsstruktur werden die Reaktionen der Wiener und der Erfurter Universitäten als Vergleichsmaterial herangezogen und neun Schwerpunktthemen untersucht: der Zehnt, der Ablass, die freie Disputation mit den Häretikern vor einem Laiengericht, die Exkommunikation, die Verteidigung der Ordensgemeinschaften und die Vier Prager Artikel. Besonders die Identifizierung der kaum bekannten Vorlage Jauers, des Genesiskommentars Heinrichs von Langenstein, der als grundlegende „theologische Summa“ des 15. Jahrhunderts bezeichnet werden kann, stellt ein wichtiges Ergebnis der Untersuchung dar. Die Interpretation und Widerlegung des Husstismus als Häresie ist ein verbindendes Element der Reaktionen. So bietet sich ein eindrucksvoller Einblick in den katholisch-hussitischen Diskurs. Es wird deutlich, wie der „Glaubenskrieg“ in schriftlicher Form und mit propagandistischen Waffen ausgefochten wurde.
Über den Autor
Jiří Petrášek (geb. 1980 in Chomutov, Tschechische Republik) studierte Geschichte, Archivwesen und Historische Hilfswissenschaften an der Philosophischen Fakultät der Karlsuniversität in Prag. Seine interdisziplinäre Dissertation verfasste er unter der Leitung der Professoren Rolf Schönberger (Lehrstuhl für Geschichte der Philosophie) und Klaus Unterburger (Lehrstuhl für Mittlere und Neue Kirchengeschichte) an der Universität Regensburg. Gleichzeitig ist Jiří Petrášek im Zentrum für mediävistische Studien der Tschechischen Akademie der Wissenschaften in Prag tätig und dort auch Mitbegründer der Quellendatenbank zur Geschichte der Länder der Böhmischen Krone „Czech Medieval Sources Online“. Im Zentrum seines Interesses stehen die antihussitischen Reaktionen, spätmittelalterliche Handschriftenforschung, philosophisch-theologische Literatur des Mittelalters, Kodikologie und die Geschichte des Buches.