Ein Auswanderinnenschicksal in Briefen und Dokumenten

Jette Bruns-Geisberg an ihren Bruder Heinrich Geisberg in Münster Westphalia, 21. April 1838

Lieber Heinrich! . ..
Der Frühling ist so schön, ich glaube fast wie bei euch, weit mehr wie vorig Jahr heiße ich ihn willkommen; weit hübscher ist er, und unsere Farm wird freundlicher mit jedem Tage. Von der Schlafstube aus, wo ich jetzt schreibe, bildet der Hofraum den Vordergrund, die rot Blüthe des Judasbaums, und die weiße des dogg-wood, das sproßende Grün zwischen den Felsensteinen - geradeaus etwa 50 Schritt sanft hinunterführend, ist das Thörchen zum Bottom Feld. Hier ist der Garten, worin Frau Bruns seit 14 Tagen fleißig beschäftigt war und sich der aufgegangenen Erbsen, Bohnen, Pflanzen rc. stündlich freut. Der Garten bildet die Mitte des Feldes, rechts liegt eine Fläche Ackerland mit Hafer bestellt, links gibt's getödtete Bäume, Büsche und Braken, die hoffentlich diesen Sommer einigen Ackern Mais Platz machen. Hinter all diesem ist eine Strecke Wald, die dies Jahr noch nicht geklärt wird, dichtes Grün deckt den Boden wie die schönste Wiesenfläche. Richtet man das Auge ein wenig höher, so trifft's einen steilen Berg, eine schwere Felsenbank an der Höhe, darüber die grünumsäumte Waldung. Der Marry fließt tief am Fuße des Berges und bildet zu unserem Feld die Grenze. Doch ich nahm den Mittelpunkt zuerst, jetzt will ich zur Linken mich wenden. Von der Ecke des Bottom Feldes läuft die Grenze aufwärts eine ziemliche Strecke; in zwei Räume ist die umzäunte Fläche getheilt; die am Abhang ist Wald und geht weit hinaus, er wird als Weide benutzt für das arbeitende Vieh und die Kälber. Der 2te Raum ist eben auf der Höhe, das Aufland Feld, welches mit Mais und Kartoffeln bestellt wird. - Zur Rechten