Weitere Informationen
Die Feier der Krankensalbung wird häufig als "vergessenes Sakrament" bezeichnet. Der vorliegenden Studie liegt die Annahme zugrunde, dass ein Grund hierfür in der fehlenden Reflexion des Begriffs von Erkrankung im Kontext des Sakraments liegt. Die Studie verfolgt das Ziel, ein Verständnis von Erkrankung zu entwickeln, das seinen Ausgang an der Krankheitserfahrung des Individuums nimmt. Solches Kranksein gründet nicht primär in einer medizinischen Diagnose und lässt sich nicht an der „Schwere“ der Erkrankung messen. Es ist ein Kranksein an Leib und Seele, das diesen Menschen in seiner Ganzheit bedroht. Dieser Erkrankungsbegriff eröffnet neue Perspektiven auf das Sakrament als Zeichen des Heils und rückt weitere Anlässe für seine Feier in den Blick.
Die Studie erarbeitet zunächst einen medizinisch-lebensweltlichen wie spirituell-theologisch anschlussfähigen, psycho-somatischen Erkrankungsbegriff. Dieser wird anhand biblischer und liturgiehistorischer Zeugnisse sowie aktueller nachkonziliarer liturgischer Rollenbücher („Editio Typica“, „Feier der Krankensakramente“) auf seine Konsistenz geprüft und daraus pastoralliturgische Perspektiven erarbeitet. Der Fokus liegt dabei auf den prägenden „Wendezeiten“: Hochmittelalter, Konzil von Trient und Zweites Vatikanum. Zum Tragen kommen dabei auch bisher nicht herangezogene Archivdokumente aus dem Deutschen Liturgischen Institut in Trier.