Westfälische Forschungen 67 – 2017

Wixforth, Harald (Hrsg.)
Westfälische Forschungen 67 – 2017
Das Finanz- und Bankwesen in Westfalen vom 18. bis 20. Jahrhundert
 
Bandnummer
67
Auflage
1. Auflage
Umfang
X und 732 Seiten
Einband
gebunden
Erscheinungstermin
11.12.2017
Bestell-Nr
15400
ISBN
978-3-402-15400-7
Preis
69,60

Weitere Informationen

Während des 19. und 20. Jahrhunderts gaben zwei Führungssektoren der Industrialisierung, die Textilindustrie und die Schwerindustrie, in Westfalen den Anstoß für den Wandel von einer durch den Agrarsektor geprägten Wirtschaft hin zu einer arbeitsteiligen, von der Industrie bestimmten Gesellschaft. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts kam es zu einer partiellen Deindustrialisierung und zum Siegeszug des tertiären Sektors. Diese Entwicklung wirkte sich auch auf die Kreditwirtschaft aus. Lokal operierende und auf die Bedürfnisse einer Agrargesellschaft zugeschnittene Finanzinstitutionen verloren an Bedeutung; im Gegenzug profitierten große und leistungsstarke Universalbanken. Diese konzentrierten sich zunächst auf die Industriefinanzierung, boten schrittweise aber immer mehr Finanzdienstleistungen für eine rasch wachsende Kundschaft aus allen Teilen der Wirtschaft. Industrialisierung, Bevölkerungswachstum und Urbanisierung bereiteten aber auch die Basis für eine weitere Ausdifferenzierung des gesamten Finanzwesens.

Die Beiträge des Themenschwerpunktes verfolgen das Ziel, die Veränderungsprozesse in der Kreditwirtschaft Westfalens vom 18. bis zum 20. Jahrhundert genauer zu beleuchten. Dabei werden tradierte Formen des Geldverkehrs und die zunächst dominierenden Finanzinstitutionen, etwa Privatbankiers und Rentenbanken, ebenso behandelt wie die fundamentalen Veränderungen im Verhältnis von Banken und Industrie im Zuge der Industrialisierung. Im Fokus stehen aber auch Kreditgenossenschaften und Sparkassen als Finanzdienstleister für den gewerblichen Mittelstand und das Handwerk, die in der Zwischenkriegszeit, der Phase des Wiederaufbaus und der Zeit des „Wirtschaftswunders” die notwendigen Finanzierungen für weite Teile der Wirtschaft bereitstellten. Mit dem nach dem Zweiten Weltkrieg wieder erwachten Sparwillen in der Bevölkerung veränderte sich auch das Geschäftsprofil der Kreditinstitute. Das sogenannte Massengeschäft, die Betreuung möglichst breiter Bevölkerungskreise, gewann erneut an Bedeutung. Dieser von der Forschung bislang kaum beachtete Aspekt wird hier ebenfalls eingehend thematisiert.

Weitere Beiträge behandeln die Beteiligung von Provinz und Staat an der „Jugendfürsorge auf See” und der westdeutschen Kanalschifffahrt, die Kartierung historischer Industriestandorte am Beispiel Mendens, den Arbeitseinsatz von Kriegsgefangenen im Ersten Weltkrieg, den NS-Kult um jugendliche Märtyrer im Ruhrgebiet, die Europabewegung im Münsterland nach 1945 sowie die mediale Wahrnehmung der „Gastarbeiterinnen” während der wilden Streiks in der rheinischen und westfälischen Metallindustrie um 1970. Karl Ditt widmet dem im vergangegenen Jahr verstorbenen Institutskollegen Michael Prinz einen ausführlichen Nachruf. Tagungs- und Jahresberichte, Zeitschriftenschau und Rezensionsteil beschließen die aktuelle Ausgabe der Westfälischen Forschungen.

Inhaltsverzeichnis

Das Finanz- und Bankwesen in Westfalen vom 18. bis 20. Jahrhundert

Harald Wixforth
Einleitung
S. 1–16

Barbara Frey
„… an gesandten Linnen …” – Einblicke in ein Bielefelder Kontokorrentbuch aus den Jahren 1768 bis 1776
S. 17–44

Wilfried Reininghaus
Privatbankiers in vor- und frühindustrieller Zeit: Das Beispiel des Bankhauses Lindenkampf & Olfers in Münster (1780–1888)
S. 45–64

Harald Wixforth
Agrarfinanzierung im Wandel – die Diskussion über die Agrarfinanzierung in Westfalen in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts
S. 65–92

Detlef Krause
Der Barmer Bank-Verein Hinsberg, Fischer & Comp. - eine westdeutsche Regionalbank (1867–1932)
S. 93–116

Eva-Maria Roelevink / Dieter Ziegler
„Bankenmacht” im Ruhrbergbau - Die Disconto-Gesellschaft und die Gelsenkirchener Bergwerks-AG 1873–1904
S. 117–142

Frauke Schlütz
Kreditgenossenschaften in Westfalen im 19. Jahrhundert
S. 143–162

Christoph Kaleschke
Fluch oder Segen? Das Bielefelder Notgeld als Instrument der Krisenintervention 1917–1924
S. 163–216

Tim-Lukas Weber / Harald Wixforth
Sparkassen in der Weltwirtschaftskrise – Das Beispiel der Sparkasse Detmold
S. 217–234

Eberhard Illner / Michael Wilde
Eduard von der Heydt – Bankier und Kunstsammler in einer schwierigen Zeit
S. 235–248

Ralf Ahrens
Westfälisches Sozialkapital und NS-Karriere – Aufstieg und Fall des Bankiers Karl Rasche
S. 249–268

Harald Wixforth
Die Kreditwirtschaft in Bielefeld während des Nationalsozialismus
S. 269–292

Karl-Peter Ellerbrock
Konsumentenkredit und „Soziale Marktwirtschaft”: Zum Wandel des Sparkassenbildes und des geschäftspolitischen Denkens in der Sparkassenorganisation – Das Beispiel der Stadtsparkasse Witten
S. 293–318

Daniel Sobanski
Genossenschaftsbanken im Umbruch – Der Konzentrationsprozess westfälischer Kreditgenossenschaften in den 1960er und 1970er Jahren
S. 319–338

Staat, Provinz und Schifffahrt

Olaf Schmidt-Rutsch
Jugendfürsorge auf See. Die ‚Westfälischen Provinzial-Ausbildungsschiffe’ in Emden
S. 339–368

Eckhard Schinkel
„Monopol” – der staatliche Schleppbetrieb auf den westdeutschen Kanälen
S. 369–392

Weitere Beiträge

Wilfried Reininghaus / Thomas Kaling
Die Kartierung von Industriestandorten seit dem 18. Jahrhundert - das Beispiel Menden im Historischen Atlas westfälischer Städte. Historische Wirtschaftskarten in Westfalen seit 1804
S. 393–406

Philipp Koch
Zwangsarbeitende Kriegsgefangene in westfälischen Arbeitslagern und Außenkommandos im Ersten Weltkrieg – Forschungsansätze und Thesen
S. 407–432

Sarah Thieme
Vorbildhafte Verstorbene? Die Rolle der „deutschen Jugend” innerhalb des nationalsozialistischen Märtyrerkultes im Ruhrgebiet
S. 433–452

Franziska Rohloff
Europaorganisationen im Münsterland in der Nachkriegszeit
S. 453–498

Helena Kürten
„Gastarbeiterinnen im wilden Streik”. Zur Wahrnehmung von Arbeit, Migration und Geschlecht im Mediendiskurs der Bundesrepublik am Beispiel der rheinischen und westfälischen Metallindustrie
S. 499–536

Nachruf

Karl Ditt
Michael Prinz (1952–2016) – Bielefelder Sozialgeschichte in der Weiterentwicklung
S. 537–558

Tagungsberichte

Agnes Weichselgärtner
„Migration – Kulturtransfer – Erinnerungskultur”, Jahrestagung des Brauweiler Kreises für Landesund Zeitgeschichte e.V., Duisburg 9.–10. März 2017
S. 559–564

David Merschjohann
„Briten in Westfalen. Begegnungen – Beziehungen – Geschichte”, Paderborn 9.–11. März 2017
S. 565–572

Jahresberichte 2016

Kathrin Nolte
LWL-Institut für westfälische Regionalgeschichte
S. 573–580

Burkhard Beyer / Alexandra Kohlhöfer
Historische Kommission für Westfalen
S. 581–587

Vera Brieske
Altertumskommission für Westfalen
S. 588–594

Christiane Cantauw
Volkskundliche Kommission für Westfalen
S. 595–601

Rudolf Grothues
Geographische Kommission für Westfalen
S. 602–606

Markus Denkler
Kommission für Mundart- und Namenforschung Westfalens
S. 607–609

Walter Gödden
LWL-Literaturkommission für Westfalen
S. 610–616

Zeitschriftenschau

Klaus Schultze
Ausgewählte Beiträge zur geschichtlichen Landeskunde Westfalens in Periodika des Jahres 2016
S. 617–650

Buchbesprechungen

Politische Geschichte, Verwaltungs- und Verfassungsgeschichte
Jan Nikolas Dicke
Reform und Protest. Konflikte um die Neugliederung des Kreises Borken in den 1960er und 1970er Jahren
Besprochen von Michael Ruck
S. 651–653

Michael Dreyer / Andreas Braune (Hrsg.)
Weimar als Herausforderung. Die Weimarer Republik und die Demokratie im 21. Jahrhundert
Besprochen von Wilfried Reininghaus
S. 653–655

Mark A. Fraschka
Franz Pfeffer von Salomon. Hitlers vergessener Oberster SA-Führer
Besprochen von Martin Dröge
S. 655–657

Jörg Ganzenmüller / Tatjana Tönsmeyer (Hrsg.)
Vom Vorrücken des Staates in die Fläche. Ein europäisches Phänomen des langen 19. Jahrhunderts
Besprochen von Peter Burg
S. 657–659

Martin Klein (Hrsg.)
Von der preußischen Obrigkeit zur bürgerlichen Selbstverwaltung. 200 Jahre rheinische und westfälische Kreise
Besprochen von Peter Burg
S. 659–661

Wilfried Reininghaus
Die Revolution von 1918/19 in Westfalen und Lippe als Forschungsproblem. Quellen und offene Fragen. Mit einer Dokumentation zu den Arbeiter-, Soldaten- und Bauernräten
Besprochen von Peter Burg
S. 662–664

Wirtschafts- und Unternehmensgeschichte
Christian Berg
Heinz Nixdorf. Eine Biographie
Besprochen von Thomas Küster
S. 664–667

Jürgen Finger / Sven Keller / Andreas Wirsching
Dr. Oetker und der Nationalsozialismus. Geschichte eines Familienunternehmens 1933–1945
Besprochen von Thomas Küster
S. 667–672

Nina Kleinöder
Unternehmen und Sicherheit. Strukturen, Akteure und Verflechtungsprozesse im betrieblichen Arbeitsschutz der westdeutschen Eisen- und Stahlindustrie nach 1945
Besprochen von Matthias Frese
S. 672–674

Annika Schmitt
Naturnutzung und Nachhaltigkeit. Osnabrücker Markenwirtschaft im Wandel (1765–1820)
Besprochen von Gerhard E. Sollbach
S. 675–677

Christian F. Seidler
Das jüngere Protokollbuch der Sprockhöveler Markengenossenschaft. Die Höltings-Protokolle von 1709 bis 1834 – vollständige Quellenedition
Besprochen von Wilfried Reininghaus
S. 678–679

Klaus Tenfelde (✝) / Toni Pierenkemper (Hrsg.)
Geschichte des deutschen Bergbaus, Bd. 3: Motor der Industrialisierung. Deutsche Bergbaugeschichte im 19. und frühen 20. Jahrhundert
Besprochen von Horst Conrad
S. 679–683

Soziale Gruppen und soziale Arbeit
Waltraud Matern
Sozialarbeit in der Psychiatrie. Erinnerungen an den Reformaufbruch in Westfalen (1960–1980)
Besprochen von Uwe Kaminsky
S. 683–684

Wilhelm von der Recke
Vom Burgherrn zum Bürger. 750 Jahre Freiherren und Barone von der Recke sowie der Grafen von der Recke-Volmerstein. Eine Familiengeschichte 1265–2016
Besprochen von Axel Freiherr von Campenhausen
S. 685–686

Barbara Stambolis / Markus Köster (Hrsg.)
Jugend im Fokus von Film und Fotografie. Zur visuellen Geschichte von Jugendkulturen im 20.
Jahrhundert

Besprochen von Sarah Thieme
S. 687–689

Rolf Wörsdörfer
Vom „westfälischen Slowenen” zum „Gastarbeiter”. Slowenische Deutschland-Migrationen im 19. und 20. Jahrhundert
Besprochen von Jens Adamski
S. 689–691

Religion und Kirche
Johannes Probus
Cronica monasterii beati Meynulphi in Boddeken. Aufzeichnungen aus dem Kloster Böddeken 1409 bis 1457
Besprochen von Horst Conrad
S. 692–694

Christina Rathgeber
Von der Kirchengesellschaft zur Kirche in der Gesellschaft. Frömmigkeit, staatliches Handeln und die frühe Politisierung preußischer Katholiken (1815–1871)
Besprochen von Peter Burg
S. 694–697

Volker Speth
Der Kampf um den öffentlichen Raum. Prozessionen, Wallfahrten, Feierlichkeiten bei Bischofsbesuchen, Papstfeiern und sonstige religiöse Fest im nördlichen Rheinland während des Kulturkampfes
Besprochen von Martin Dröge
S. 697–699

Maria Anna Zumholz
„Das Weib soll nicht gelehrt seyn”. Konfessionell geprägte Frauenbilder, Frauenbildung und weibliche Lebensentwürfe von der Reformation bis zum frühen 20. Jahrhundert. Eine Fallanalyse am regionalen Beispiel der Grafschaft Oldenburg und des Niederstifts Münster, seit 1774/1803 Herzogtum Oldenburg
Besprochen von Bernd Weber
S. 699–702

Stadt- und Ortsgeschichte
Wilfried Ehbrecht u.a.
Historischer Atlas westfälischer Städte
Besprochen von Rolf Lindemann
S. 702–705

Silke Eilers / Julia Paulus
Zeugnisse von der Heimatfront. Westfalen 1914 bis 1918
Besprochen von Rainer Pöppinghege
S. 705–706

Susanne Freund / Franz-Josef Jakobi / Peter Johanek (Hrsg.)
Historisches Handbuch der jüdischen Gemeinschaften in Westfalen und Lippe. Die Ortschaften und Territorien im heutigen Regierungsbezirk Münster
Susanne Freund (Hrsg.)
Historisches Handbuch der jüdischen Gemeinschaften in Westfalen und Lippe. Grundlagen – Erträge – Perspektiven
Frank Göttmann (Hrsg.)
Historisches Handbuch der jüdischen Gemeinschaften in Westfalen und Lippe. Die Ortschaften und Territorien im heutigen Regierungsbezirk Arnsberg
Karl Hengst / Ursula Olschewski (Hrsg.)
Historisches Handbuch der jüdischen Gemeinschaften in Westfalen und Lippe. Die Ortschaften und Territorien im heutigen Regierungsbezirk Detmold
Zusammen besprochen von Manfred Groten
S. 707–709

Andreas Gaidt / Wilhelm Grabe (Hrsg.)
Kommunalarchiv und Regionalgeschichte. Rolf-Dietrich Müller zum 65. Geburtstag
Besprochen von Peter Burg
S. 709–712

Nachbarregionen
Michael Ehrhardt
„Des Landes Ufer zu schützen”. Zur Geschichte der Deiche an der Unterweser
Besprochen von Johannes Hofmeister
S. 712–715

Anselm Faust / Bernd-A. Rusinek / Burkhard Dietz
Lageberichte rheinischer Gestapostellen
Besprochen von Matthias Frese
S. 715–717

Stefan Gorißen / Horst Sassin / Kurt Wesoly (Hrsg.)
Geschichte des Bergischen Landes, Bd. 2: Das 19. und 20. Jahrhundert
Besprochen von Peter Burg
S. 717–721

Autorinnen und Autoren
S. 722–723
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