Entnazifizierung in Münster

Erdmann, Philipp; Erdmann, Philipp
Entnazifizierung in Münster
Eine Stadt verhandelt ihre Vergangenheit 1945–1952
 
Bandnummer
14
Auflage
1. Auflage
Umfang
160 Seiten, umfangr. bebildert
Einband
kartoniert
Erscheinungstermin
28.03.2018
Bestell-Nr
13120
ISBN
978-3-402-13120-6
Preis
19,90
Wie gingen Deutsche unmittelbar nach Kriegsende 1945 mit ihrer eigenen nationalsozialistischen Vergangenheit um? Wie Betroffene, Behörden und Interessengruppen die Entnazifizierung in ihrem Sinne zu beeinflussen versuchten, zeigt Autor Philipp Erdmann nun unter dem lokalen „Brennglas“ am Beispiel Münsters. Wie ausgewählte Einzelfälle belegen, wirkten solche Interaktionen und vor allem auch öffentliche Kritik auf die individuellen Überprüfungen von Vergangenheiten zurück. Die dieser detailreichen Lokalstudie zugrundeliegende Abschlussarbeit zeichnete die Stadt Münster 2017 mit dem erstmals vergebenen Nachwuchspreis für junge Historikerinnen und Historiker aus.
Wer nach Ende des zweiten Weltkrieges im öffentlichen Dienst oder in leitenden Stellungen tätig werden wollte, musste sich entnazifizieren lassen. Für Münster ist dieser Prozess bisher wenig untersucht. In einer detailreichen Studie nimmt Autor Philipp Erdmann nun lokale Entwicklungen und Eigenheiten wie einen „Entnazifizierungsskandal“ in den Blick. Ausgewählte Einzelfälle zeigen die vielfältigen Interaktionen zwischen Belasteten, den „Entnazifizierern“ in Ausschüssen, Interessenverbänden, der katholischen Kirche und den Behörden. Dabei wird deutlich, dass die Entnazifizierung kein isoliertes Verfahren war, sondern in Zeitungen und Netzwerken oder der Wiederannäherung an die Kirchen ausführlich verhandelt wurde.
Interpretationsspielräume ermöglichten dabei regelrechte „Entnazifizierungskarrieren“: Die Selbstinszenierung angeblicher innerer Abkehr vom Nationalsozialismus oder gezielte Verzögerungstaktiken wirkten sich positiv für die Betroffenen aus. Aber auch die öffentliche Diffamierung der Ausschussmitglieder war eine effektive Strategie, um dem „Instanzenlabyrinth“ weitgehend unbeschadet zu entkommen. Wie sich im Lauf der Jahre solche Vermeidungs- und Ablenkungsstrategien wandelten, zeichnet der Autor detailliert nach. Wie kam es dazu, dass die immer unverhohlener geäußerte Kritik an den Entnazifizierungen schließlich gerade denen nützte, deren milde Beurteilungen Anlass zur Kritik gaben? Die dieser Studie zugrundeliegende Abschlussarbeit zeichnete die Stadt Münster 2017 mit dem erstmals vergebenen Nachwuchspreis für junge Historikerinnen und Historiker aus.
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