Seelenvorstellungen

Walz, Rainer; Walz, Rainer
Seelenvorstellungen
Theorien über Geburt, Tod und Jenseits in einfachen Gesellschaften und in Hochkulturen
 
Auflage
1. Auflage
Umfang
999 Seiten
Einband
gebunden
Erscheinungstermin
06.03.2018
Bestell-Nr
13331
ISBN
978-3-402-13331-6
Preis
94,00
Während in den Vorstellungen einfacher Gesellschaften Tier und Mensch oft die gleiche Seelenstruktur haben, was sich im Glauben an Reinkarnation ausdrückt, dient die Seele in vielen Hochkulturen vor allem der jenseitigen Vergeltung. Diese kann die Gesellschaftsstruktur bestätigen (in Indien) oder aber in Opposition dazu stehen (im frühen Christentum). Zudem wird in Hochkulturen die Seele entsprechend dem Bau der Gesellschaft hierarchisiert mit der Vernunft an der Spitze. Der nun erforderliche Abgleich der religiösen Dogmen mit philosophischen Systemen erzeugt viele Paradoxien in Bezug auf Seelenentstehung, Tod und nachtodliche Existenz, die für die einzelnen Hochkulturen untersucht werden.
Die Unterscheidung von Körper und Seele war wohl einer der bedeutendsten Einschnitte in der Geschichte der Ideen. Wie sich dies in Abhängigkeit von den sozialen Strukturen entwickelte, wird hier für verschiedene Kulturen (u. a. éprimitive‘ Gesellschaften, Alter Orient, Indien, die klassische Antike, Christentum) gezeigt. In vielen éeinfachen‘ Gesellschaften ohne ausgeprägtes Zentrum werden dem Menschen mehrere Seelen zugeschrieben, die auf verschiedene Weise entstehen und beim Tod an verschiedene Orte gehen. In seinen Seelenreisen handelt der Schamane z. B. für die Jagd den Seelentausch zwischen Mensch und Tier aus und holt die Seelen der Kinder aus dem Jenseits.
Die Hochkulturen schreiben dem Menschen oft nur eine Seele zu, die das ihn steuernde Zentrum bildet. Sie wird – entsprechend der Schichtung der Gesellschaft – als hierarchisch geordnetes System begriffen – mit der Vernunft oben, den Emotionen und Trieben unten. Die Seelenreise wird vorrangig für die nachtodliche Vergeltung genutzt. Strafe und Belohnung sind affirmativ auf die soziale Schichtung bezogen (z. B. im vedischen Reinkarnationsglauben) oder ein Protest dagegen (im frühen Christentum). Wenn sich dies in Weltablehnung manifestiert, gerät die Seele in Gegensatz zum Körper, der u. U. sogar aus der Definition des Menschen ausgeschlossen wird. Zeugung, Embryonalentwicklung und Geburt werden nun nicht selten als schwierige, ja sogar gewaltsame Zusammenfügung gegensätzlicher Bestandteile verstanden. Unter dieser Fragestellung werden die Theorien zur Entstehung der Seele in Schöpfung und Zeugung in ihren Widersprüchen zwischen religiösem Dogma und philosophischer Logik dargestellt.
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