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Briefe waren ein Leitmedium der diplomatischen Kommunikation und zählen zu den wichtigsten Quellen der Geschichte der Außenbeziehungen der Frühen Neuzeit. Die Bedeutung diplomatischer Korrespondenzen geht über das Politische weit hinaus, denn sie enthalten eine Fülle an Informationen über die Kultur und Gesellschaft des Gastlandes, über die Umwelt, Lebenswelten und Wissenstransfers. Da sie oftmals seriell vorhanden sind, dokumentieren sie längere Zeiträume, Entwicklungen und Kommunikationsprozesse.
15 Fallstudien untersuchen, basierend auf geschichtswissenschaftlichen, medientheoretischen, literaturwissenschaftlichen und kommunikationspsychologischen Ansätzen, die Medialität diplomatischer Korrespondenzen zwischen dem 15. und 18. Jahrhundert. Sie sind in drei Feldern angesiedelt, die vielversprechende Möglichkeiten für künftige Forschungen bieten: 1. Akteur*innen, 2. Praxis und 3. Textsortennetze. Die räumlichen und bilateralen Kontexte variieren.
Diplomatie war kein isolierter, von der Gesellschaft losgelöster Sektor und diplomatisches Korrespondieren Teil zeitgenössischen Kommunizierens. Aus diesem Grund enthält der Band zusätzlich sechs Studien zur Medialität von Briefen, die nicht der diplomatischen Sphäre angehören und Querverbindungen zwischen diplomatischen Korrespondenzen und der frühneuzeitlichen Briefkultur aufzeigen.
Inhaltsverzeichnis
Vorwort
S. IX
Arno Strohmeyer
Einleitung
S. 1–26
Arno Strohmeyer
Die Medialität diplomatischer Korrespondenz: Alexander von Greiffenklau zu Vollrads als kaiserlicher Resident in Konstantinopel (1643–1648)
S. 27–62
1. Akteur*innen der (diplomatischen) Korrespondenzen
Megan K. Williams
Deciphering Secretaries in Sixteenth-Century. Diplomatic Correspondence
S. 63–88
Mark Häberlein
Geschäftliche oder diplomatische Korrespondenz? Die Tätigkeit des Kaufmanns Anton Meuting für Albrecht V. und Wilhelm V. von Bayern im Spiegel von Briefen
S. 89–104
Zsuzsanna Cziráki
Die Grenzen des „Ichs“ – Diplomatenbriefe als Selbstdarstellungen? Die diplomatische Korrespondenz des kaiserlichen Residenten in Konstantinopel Simon Reniger (1649–1666)
S. 105–126
Markus Laufs
Emotionen in Verhandlungen – Emotionen in Briefen: Der Ausdruck von Gefühlen in Gesandtenberichten vom Westfälischen Friedenskongress als Instrument der Selbstinszenierung
S. 127–144
Christina Antenhofer
Egodokument, Familienpflicht, politisches Instrument: Funktionen von Briefen in fürstlichen Korrespondenzen des 15. Jahrhunderts aus geschlechterhistorischer Perspektive
S. 145–164
Martina Hacke
Die Briefe der Familie Amerbach in der Pariser Studienzeit von Bruno und Basilius (1501–1506/08) – Aspekte der Medialität
S. 165–186
Katrin Keller
Fürstinnenkorrespondenzen des 16. und 17. Jahrhunderts
S. 187–212
2. Korrespondenzen in der (diplomatischen) Praxis
Guido Braun
Aus Luthers Land an den „Heiligen Vater“ berichten: Normative Rahmenbedingungen und individuelle Gestaltungsmöglichkeiten deutscher Nuntiaturberichte im Reformationsjahrhundert am Beispiel Pier Paolo Vergerios
S. 213–232
Christoph Würflinger
Vernachlässigte Peripherie? Zur Verschlüsselung der Korrespondenz kaiserlicher Gesandter in Konstantinopel (1629–1665)
S. 233–248
Elisabeth Lobenwein
Informationsgewinnung und Berichterstattung – die diplomatische Korrespondenz des kaiserlichen Gesandten an der Hohen Pforte, Giovanni Battista Casanova (1665–1672)
S. 249–270
Sándor Papp
Briefsammlungen (inşā', münşe'āt) als historische Quellen des Osmanischen Reiches und deren Quellenwert von der Sammlung Feridun Beg bis zu den Friedensverhandlungen von Passarowitz
S. 271–302
Anna Mur Raurell
A caballo yente y viniente (Zu Pferd hin und zurück). Die spanische diplomatische Korrespondenz zum Frieden von Wien 1725
S. 303–326
Taku Minagawa
Letters and Political Communication among Persons of Different Social Status in Southwestern Germany at the End of the 15th Century: the Case of Wilhelm Besserer, Captain of the Swabian League
S. 327–342
Moritz Zimmermann
Verschlüsseltes Vertrauen? Die Kryptographie als Vertrauenspraktik in der Korrespondenz Herzog Augusts d. J. von Braunschweig-Lüneburg und Johann Valentin Andreaes 1640–1654
S. 343–364
3. Textsortennetze von (diplomatischen) Korrespondenzen
Lena Oetzel
Diplomatische Korrespondenzen vom Westfälischen Friedenskongress als Text(sorten) in Vernetzung. Die kaiserliche und kursächsische Beilagenpraxis als Beispiel für vernetztes Kommunizieren
S. 365–388
Dorothée Goetze
Brief ist nicht gleich Brief. Die Nebenberichte der kaiserlichen Gesandten beim Westfälischen Friedenskongress
S. 389–410
Lisa Brunner
Zwischen diplomatischer Korrespondenz und Reisebericht. Intertextualität am Beispiel der Internuntiatur Johann Rudolf Schmids zum Schwarzenhorn (1649)
S. 411–434
Gleb Kazakov
Diplomatische Korrespondenz und Zeitungen des 17. Jahrhunderts – zwei frühneuzeitliche Medien in der Zusammenarbeit (am Beispiel der Berichterstattung über den Moskauer Aufstand 1682)
S. 435–450
Marcus Stiebing
Kommentieren – Streichen – Ergänzen – Übersetzen. Die Konzeption der Korrespondenz Dorothea Marias von Sachsen-Weimar mit dem Kaiserhof (um 1608)
S. 451–470
Magnus Ulrich Ferber
„Ego si princeps essem ...“ Die Briefe des Späthumanisten Nicodemus Frischlin (1547–1590) an den Stuttgarter Hof zwischen Gelehrtenkorrespondenz und Supplikation
S. 471–486
Valentina D'Uva
Personenverzeichnis
S. 487–498
Verzeichnis der Autor*innen
S. 499–500