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Mit der vorliegenden Rechtsgeschichte der Grafschaft Ravensberg wird ein Zeitraum von rund 1000 Jahren - von den ersten Vogteigerichten noch vor Entstehung der Grafschaft bis zum Ende der Franzosenzeit 1813 - systematisch untersucht. Dabei werden das Stift und die Stadt Herford von Beginn an in die Untersuchung mit einbezogen. Da sowohl im Mittelalter als auch in der Frühen Neuzeit Justiz und Verwaltung eng miteinander verflochten waren, bietet die Darstellung - über Recht und Verfassung hinaus - auch einen wichtigen Einblick in die Verwaltungsgeschichte und in die Ämterverfassung der Grafschaft. Im Mittelpunkt stehen dabei die Ursprünge und Zuständigkeiten der jeweiligen Gerichte sowie ihr Personal. Hinsichtlich der Prozessform erwies sich die Rezeption des römischen Rechts als Zäsur, ebenso wie später das Eindringen des französischen Rechts nach dem Ende des Alten Reiches. Stets gegenübergestellt werden die ländliche und städtische Rechtswelt, neben der weltlichen wird immer auch die geistliche Gerichtsbarkeit mit in den Blick genommen. Einige Sachverhalte, wie etwa die Holzgerichtsbarkeit oder die Hexenprozesse, werden für Ravensberg erstmals untersucht, während zu anderen Themen bislang geltende Sichtweisen revidiert werden. Das gilt auch für die Frage, inwieweit das seit 1346 als „Nebenland" geltende Ravensberg in den verschiedenen „Mehrfachherrschaften" seine eigene Entwicklung bewahren konnte.
Inhaltsverzeichnis
Vorwort • 9
Einleitung
I. Rechtsgeschichte einer Grafschaft?
Gegenstand und Aufbau der Untersuchung • 11
II. Forschungen zu Ravensberg • 15
III. Voraussetzungen und Ausgangslage • 20
A. Die ländliche Rechtswelt im Mittelalter • 25
I. Weltliche Gerichte: Herkunft, Zuständigkeit und Entwicklung • 26
1. Vogteigerichte • 26
2. Freigerichte • 29
3. Femegerichtsbarkeit • 38
4. Gogerichte • 42
5. Amtsstubengerichte • 51
II. Gräfliche Gerichtshoheit? • 57
III. Geistliche Gerichtsbarkeit • 60
B. Das Rechts- und Gerichtswesen
im mittelalterlichen Herford und Bielefeld • 67
I. Strukturen und Ordnungen • 68
1. Stadtverfassung • 68
2. Stadtrechte und Bürgersprachen • 72
II. Städtische Gerichtsbarkeit: Standorte, Zuständigkeit und Personal
1. Die Stiftsstadt Herford • 78
a. Das Vogtgericht • 78
b. Das Burggericht der Alt- und Neustadt • 86
c. Das Burgericht der Neustadt • 87
2. Das Stadt- bzw. Ratsgericht der Bielefelder Alt- und Neustadt • 90
3. Sanktionen und ihre Überlieferung • 97
4. Geistliche Gerichtsbarkeit • 98
5. Appellationswesen und Rechtsweisungen • 102
6. Das Verhältnis zu der Reichsgerichtsbarkeit • 105
C. Ravensberg als Teil des Reiches und als herzogliches Nebenland bis 1609 • 107
I. Einflüsse des Reiches • 107
1. Reichskammergericht und Reichshofrat • 108
2. Die Folgen der Constitutio Criminalis Carolina von 1532 • 111
3. Bedeutung der Reichspolizeiordnungen • 113
II. Die Grafschaft als Nebenland der Herzöge von Jülich-Kleve-Berg
1. Herfords Verhältnis zu Ravensberg • 116
2. Das Problem der landständischen Verfassung • 119
3. Die Gerichtsverfassung zu Zeiten der Landesvisitation 1535 • 123
4. Die ravensbergische Gerichtsreform (1556)
a. Einordnung und Vorbereitung • 127
b. Die neue Gerichtsverfassung • 130
c. Wandlungen durch die Rezeption des römischen Rechts • 132
aa.Verfahrensrecht • 133
bb. Gerichtspersonal • 134
cc. Beweisrecht • 134
dd. Appellationswesen • 135
5. ,,Gute Policey":
Landesherrliche und kommunale Ordnungen • 136
6. Geistliche Gerichtsbarkeit im Reformationsjahrhundert • 140
D. Die Grafschaft unter brandenburgischer
und pfalz-neuburgischer Herrschaft ab 1609 • 143
I. Die Integration des Nebenlandes Ravensberg
1. Adelsland und konsensualer Zentralismus • 145
2. Ravensbergisches lndigenatsrecht • 147
II. Die Gerichtsverfassung • 151
1. Auf dem Land • 152
a. Brüchten- und Amtsstubengerichte • 153
b. Vögte und Untervögte • 155
c. Gogerichtsbarkeit • 157
d. Das Amt des Landschreibers • 160
e. Das Phänomen der Holzgerichtsbarkeit • 163
2. Gerichtsverhältnisse in den Städten • 168
a. Herford • 168
b. Bielefeld • 175
III. Landesherrliche Instanzen und Ordnungen
a. Ravensbergische Kanzlei (1647-1653),
Amtskammer und Kommissariat • 182
b. Das Ravensbergische Appellationsgericht
(1653-1750) • 189
c. Policey- und Brüchtenordnungen • 193
III. Die geistliche Gerichtsbarkeit • 197
IV. Hexenverfolgungen in Ravensberg? • 203
E. Das königlich-preußische Ravensberg bis 1806
I. Politische Neugestaltungen seit 1719 • 213
1. Die Vereinigung von Minden und Ravensberg • 213
2. Gründung der „Akzisestädte" • 216
3. Das Ende der Gogerichtsbarkeit • 221
4. Kriegs- und Domänenkammer • 223
5. Ämterverfassung nach 1722/23 • 226
II. Recht und Ordnung auf dem Land und in den Städten
1. Justizpflege auf dem Ravensberger Land • 230
2. Die städtische Justiz • 232
a. Herford
aa. Reformen des „Rathäuslichen Reglements" (1721) • 232
bb. Das Policey-Wesen • 236
Die geistliche Gerichtsbarkeit • 238
b. Bielefeld
aa. Die Rats- und Verwaltungsreform 1719 • 239
bb. Das Brüchtenwesen • 241
cc. Die geistliche Gerichtsbarkeit • 243
3. Die Jurisdiktion der Regierung in Minden:
Anspruch und Wirklichkeit • 244
4. Kriminalgerichtsbarkeit und Hinrichtungen in Ravensberg • 249
5. Königliche Verordnungstätigkeit auf dem Land • 260
III. Ravensberg und das preußische Justizwesen • 268
1. Institutionen
a. Das Oberappellationsgericht (1703-1748) • 269
b. Vereinigung von Ravensbergischem Appellations- und Kammergericht (1750) • 274
c. Das Verhältnis zu den Reichsgerichten • 278
2. Ravensbergisches Justizwesen auf dem Prüfstand
a. Ravensbergische Rechtsfälle in der Konsilienliteratur. • 281
b. Das Gerichtswesen im Spiegel von Beschwerdeschriften und Justizvisitationen • 287
c. Ausbildungsprofil der Amtsträger • 292
3. Rechtsreformen bis zum Ende des Alten Reiches
a. Der lange Weg zum Allgemeinen Landrecht • 300
b. Zur normativen Entwicklung der Kriminalgerichtsbarkeit • 306
F. Ravensberg im Königreich Westphalen und Kaiserreich Frankreich • 319
I. Verwaltungsgliederung und Ämterbesetzung • 321
II. Zur Modernität des französischen Rechts
1. Die Bedeutung des „Code Civil" • 327
2. Gerichtsverfassung und Prozessrecht: Norm und Wirklichkeit • 330
III. Die Rezeption und die Frage: Was blieb? • 335
Schlussbetrachtung und Ausblick • 339
Anhang
Abkürzungen • 349
Verzeichnis der zitierten Archivalien • 351
Gedruckte Quellen • 353
Literatur • 359
Personenregister • 385
Ortsregister • 393