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Die Vergangenheit einer Region hat Bedeutung für ihre Bewohnerinnen und Bewohner. Diese rezipieren nicht nur Deutungsangebote von Historischen Vereinen, Museen und professioneller Landesgeschichte, sondern nehmen auch daran Anteil, wie die Geschichte des (Nah-)Raums erkundet und gedeutet wird. Kontroverse Diskussionen um Ausstellungen, Straßennamen und Denkmäler spiegeln das wider. Gerade in den letzten Jahren und Jahrzehnten war die öffentliche Debatte um Geschichtsbilder, ihre Vermittlung und differierende Auslegungen ein Phänomen, das ganz unterschiedliche Teile der Bevölkerung jenseits des akademischen Betriebs mobilisiert hat, sich über die eigene Geschichte Gedanken zu machen, Erinnerungen festzuhalten und Geschichte auch selbst zu erforschen, zu deuten und darzustellen.
Der Jahresband 2019 thematisiert die in Deutschland noch vergleichsweise junge Disziplin der Public History vor dem Hintergrund theoretischer Konzepte und fachwissenschaftlicher Positionsbestimmungen in der Regional- und Landesgeschichte; außerdem stellt er Akteure und Formen der Vermittlung vor, mit deren Hilfe Geschichte und Öffentlichkeit zusammengebracht werden. Insbesondere geschichtliche Fachportale und interaktive Projekte, die Erinnerungen und Objekte sammeln, erzielen hier Reichweiten über die Fachwissenschaft hinaus. Gefragt wird also: Wie fand Vergangenes Eingang in das Geschichtsbewusstsein der Bewohner Westfalens? Wie gingen Regional- und Landesgeschichte mit verschiedenen Konstruktionen von „Heimat” um? Welche Rolle spielte regionale Geschichte jenseits der Institutionen Universität und Schule?
Weitere Beiträge behandeln das Pressewesen in der Stadt Lippstadt um 1800, den biographischen Hintergrund eines Kriegstagebuchs aus dem Ersten Weltkrieg, die Einführung sogenannter Sammelschulen im Regierungsbezirk Arnsberg 1918–1933 und den Schutz von Registraturen und Archivalien im Zweiten Weltkrieg im Westmünsterland. Berichte, Zeitschriftenschau und Buchbesprechungen komplettieren den Jahresband 2019.
Inhaltsverzeichnis
Katrin Minner
Public History als Pluralisierung regionaler Geschichte
S. 1–28
Stefanie Samida / Cord Arendes
Public History und Kulturelles Erbe
S. 29–52
Winfried Müller
Das historische Jubiläum als Motor der Public History
S. 53–68
Karl Ditt
Raumbilder als politische Kampfinstrumente. Entwürfe Westfalens im 20. Jahrhundert
S. 69–100
Thomas Küster
Landes(zeit-)geschichte im Radio. Walter Först und die Landesredaktion des WDR 1961–1995
S. 101–126
Jürgen Scheffler
Hexenverfolgung in Lemgo. Mythen, Kontroversen und Umbrüche in der lokalen Geschichtskultur
S. 127–154
Bärbel Sunderbrink
Ein Konflikt von langer Dauer. Die Kunsthalle der Stadt Bielefeld und das Ringen um ihren Namensgeber Richard Kaselowsky
S. 155–178
Regina Göschl / Jan Niklas Kirstein
HerStory - Frauen machen (Regional-)Geschichte. Geschlecht, Geschichtskultur und Raum am Beispiel des Lippischen Frauengeschichtsladens e.V.
S. 179–194
Matthias Frese
Geschichte im Angebot. Tourismus und Geschichte in Westfalen und Lippe
S. 195–220
Ralf Springer
Burgen, Denkmäler, Lichtgestalten – Der Einsatz von Geschichte in filmischen Stadtund Landschaftsporträts aus Westfalen in den 1920er bis 1950er Jahren
S. 221–240
Philipp Erdmann
Vom verklärten Sehnsuchtsort zur unbequemen Erinnerung: Koloniale Spuren in Erinnerungsdiskursen der Stadt Münster
S. 241–266
Michael Farrenkopf / Wiebke Büsch
Zwischen Fördergemeinschaft, Lampenbörse und Zechenchronik: Formen und Konjunkturen einer Public Mining-History im westfälischen Ruhrgebiet
S. 267–294
Saskia Handro
Kinder und Jugendliche machen Geschichte! Geschichtswettbewerbe als partizipative Ressource
S. 295–328
Angela Schwarz
Portale zur Landes- und Regionalgeschichte im Netz. Neue Zugänge, neue Akteursgruppen?
S. 329–356
Alexandra Bloch Pfister
Crowdsourcing im Grenzland: die Internetplattform euregio-history.net
S. 357–376
Beate Schlanstein
Ein Bundesland wird „Heimat”. Regional- und Landesgeschichte im Fernsehprogramm des WDR
S. 377–390
Gisbert Strotdrees
Geschichtsjournalismus für Leser auf dem Land. Ein Praxisbericht aus der Redaktion des „Wochenblattes für Landwirtschaft und Landleben” (Münster)
S. 391–406
Guido Hitze
Das „Haus der Geschichte Nordrhein-Westfalen”. Ein Werkstattbericht
S. 407–438
Weitere Beiträge
Paul Daniel Heiming
Wege der publizistischen Aufklärung in Westfalen. Das Pressewesen in der Stadt Lippstadt von 1770 bis 1800
S. 439–454
Alexander Buerstedde
Mannwerdung nach der Niederlage. Sinnbildungsprozesse in Karl Scheeles „Kriegstagebuch aus dem Weltkriege 1914-1918”
S. 455–474
Margrit Sollbach-Papeler
Schulstreiks und Sammelschulen. Schulpolitische „Notlösungen” im Regierungsbezirk Arnsberg und in der Stadt Witten 1918–1933
S. 475–502
Thomas Hacker
Gesichert in Kellern, Bunkern oder Burgen. Schutz von Registraturen und Archivalien im Zweiten Weltkrieg im südlichen Westmünsterland
S. 503–522
Tagungsbericht
Pia Schmüser
„Das Ende der Anstalt? Stationäre Großeinrichtungen, öffentliche Kritik und Deinstitutionalisierung seit den 1970er Jahren”, Münster 14.–15. März 2019
S. 523–530
Jahresberichte 2018
Kathrin Nolte
LWL-Institut für westfälische Regionalgeschichte
S. 531–539
Burkhard Beyer / Katrin Jaspers / Florian Steinfals
Historische Kommission für Westfalen
S. 540–545
Vera Brieske
Altertumskommission für Westfalen
S. 546–551
Christiane Cantauw
Volkskundliche Kommission für Westfalen
S. 552–557
Rudolf Grothues
Geographische Kommission für Westfalen
S. 558–561
Markus Denkler
Kommission für Mundart- und Namenforschung Westfalens
S. 562–566
Walter Gödden
LWL-Literaturkommission für Westfalen
S. 567–572
Zeitschriftenschau
Klaus Schultze
Ausgewählte Beiträge zur geschichtlichen Landeskunde Westfalens in Periodika des Jahres 2018
S. 573–602
Buchbesprechungen
Politik – Verwaltung - Recht
Andreas Braune / Mario Hesselbarth / Stefan Müller (Hrsg.)
Die USPD zwischen Sozialdemokratie und Kommunismus 1917–1922. Neue Wege zu Frieden, Demokratie und Sozialismus?
Besprochen von Wilfried Reininghaus
S. 603–604
Stefan Brüdermann (Hrsg.)
1615 – Recht und Ordnung in Schaumburg
Besprochen von Sebastian Schröder
S. 604–607
Sebastian Felz
Recht zwischen Wissenschaft und Politik. Die Rechts- und Staatswissenschaftliche Fakultät
der Universität Münster 1902 bis 1952
Kristina Maraike Sievers
Zwischen akademischer Freiheit und staatlicher Kontrolle. Hochschulverwaltungen der Universität Münster 1922 bis 1951
Zusammen besprochen von Peter Burg
S. 607–612
Gabriele Greindl / Günther Hebert / Gerhard Immler
Die diplomatische Korrespondenz Kurbayerns zum Westfälischen Friedenskongress. Band 3: Die diplomatische Korrespondenz Kurfürst Maximilians I. von Bayern mit seinen Gesandten in Münster und Osnabrück, Dezember 1645–18. April 1646
Besprochen von Magnus Ulrich Ferber
S. 612–614
Dieter Pfau
200 Jahre Geschichte des Kreises Olpe 1817–2017
Besprochen von Katrin Minner
S. 614–617
Reiner Rhefus
„Empor aus Nacht zum Licht”. Die Revolution von 1918–1919 im Wuppertal. Schauplätze,
Ereignisse und Akteure
Besprochen von Wilfried Reininghaus
S. 617–618
Anna-Lena Strelitz-Risse
Das Zensuswahlrecht. Erscheinungsformen, Begründung und Überwindung am Beispiel Frankreichs und Deutschlands
Besprochen von Martin Schlemmer
S. 618–622
Soziale Gruppen und Identitäten
André Biederbeck
Das Dortmunder Arbeitermilieu 1890–1914. Zur Bedeutung von Räumen und Orten für die Konstituierung einer sozialistischen Identität
Besprochen von Wilfried Reininghaus
S. 623–625
Markus Denkler
Das münsterländische Platt
Besprochen von Christof Spannhoff
S. 625–627
Heinz-Ulrich Eggert
„Auf nach Fuestrup!”. Katholische Jugendverbände im Bistum Münster: Der Fall des vergessenen Jugendzentrums in den Fuestruper Bergen (1929–2017)
Besprochen von Bernd Weber
S. 627–629
Teresa Schröder-Stapper
Fürstäbtissinnen. Frühneuzeitliche Stiftsherrschaften zwischen Verwandtschaft, Lokalgewalten und Reichsverband
Besprochen von Kurt Andermann
S. 629–631
Sven Solterbeck
Blaues Blut und rote Zahlen. Westfälischer Adel im Konkurs 1700–1815
Besprochen von Horst Conrad
S. 631–633
Biographien
Heide Barmeyer-Hartlieb
Die Tagebücher des Ludwig Freiherrn Vincke 1789–1844, Bd. 10: 1830–1839
Besprochen von Thomas Küster
S. 633–636
Ralph Eberhard Brachthäuser
Mit Leidenschaft für unsere Stadt. Die Frauen und Männer des ersten Gladbecker Stadtrates. Versuch einer biographischen Annäherung
Besprochen von Wilfried Reininghaus
S. 636–637
Sabine Happ / Veronika Jüttemann (Hrsg.)
„Es ist mit einem Schlag alles so restlos vernichtet”. Opfer des Nationalsozialismus an der Universität Münster
Besprochen von Bernd Weber
S. 638–641
Rebecca Quick
Josef Suwelack – Flugpionier, Konstrukteur und „ziviler Kriegsheld” (1888–1915). Annäherungen an einen Fliegermythos
Besprochen von Niklas Lenhard-Schramm
S. 641–643
Wirtschaft und Umwelt
Franz-Josef Brüggemeier
Grubengold. Das Zeitalter der Kohle von 1750 bis heute
Besprochen von Horst Conrad
S. 643–646
Christian Zumbrägel
„Viele Wenige machen ein Viel”. Eine Technik und Umweltgeschichte der Kleinwasserkraft (1880–1930)
Besprochen von Wilfried Reininghaus
S. 646–647
Stadt- und Ortsgeschichte
Jürgen Büschenfeld
Steinhagen im Nationalsozialismus. Ländliche Gesellschaft im Gleichschritt
Besprochen von Philipp Koch
S. 648–650
Hermann Großevollmer (Hrsg.)
Bad Driburg. Epochen der Stadtgeschichte
Norbert Sahrhage
Bünde. Stadt und Amt von 1719 bis 1990
Zusammen besprochen von Thomas Küster
S. 650–655
Ulrich Henselmeyer / Andreas Priever (Hrsg.)
Die Ev. Laurentiuskirche in Bünde. Geschichte, Baugeschichte, Ausstattung
Besprochen von Sebastian Schröder
S. 655–658
Constanze Sieger
Kleinstädtische Öffentlichkeit. Billerbeck auf dem Weg zur Ludgerusstadt im 19. Jahrhundert
Besprochen von Thomas Küster
S. 658–660
Archive – Museen – Tagungen
Silke Hensel / Barbara Rommé (Hrsg.)
Aus Westfalen in die Südsee. Katholische Mission in den deutschen Kolonien
Besprochen von Tanja Hammel
S. 660–662
Larissa Eikermann / Stefanie Haupt / Roland Linde / Michael Zelle (Hrsg.)
Die Externsteine. Zwischen wissenschaftlicher Forschung und völkischer Deutung. Beiträge der Tagung am 6. und 7. März 2015 in Detmold
Besprochen von Wilhelm Grabe
S. 663–666
Christian Keitel
Zwölf Wege ins Archiv. Umrisse einer offenen und praktischen Archivwissenschaft
Besprochen von Martin Schlemmer
S. 666–669
Stefan Pätzold / Felicitas Schmieder (Hrsg.)
Die Grafen von der Mark. Neue Forschungen zur Sozial-, Mentalitäts- und Kulturgeschichte. Beiträge der Tagung am 22. April 2016 in Hagen
Besprochen von Horst Conrad
S. 669–670
Daniel Schmidt / Michael Sturm / Massimiliano Livi (Hrsg.)
Wegbereiter des Nationalsozialismus. Personen, Organisationen und Netzwerke der extremen Rechten zwischen 1918 und 1933
Besprochen von Christian Pöpken
S. 671–675
Anstaltswelten
Franz-Werner Kersting / Hans-Walter Schmuhl
Psychiatrie- und Gewalterfahrungen von Kindern und Jugendlichen im St. Johannes- Stift in Marsberg (1945–1980)
Besprochen von Uwe Kaminsky
S. 675–676
Anke Hoffstadt
Gehörlosigkeit als „Behinderung”. Menschen in den Gehörlosenschulen des Landschaftsverbandes Rheinland nach 1945
Karina Korecky / Andrea zur Nieden
Psychiatrischer Alltag. Zwang und Reform in den Anstalten des Landschaftsverbandes Rheinland (1970–1990)
Frank Sparing
Zwischen Verwahrung und Therapie. Psychiatrische Unterbringung und Behandlung im Bereich des Landschaftsverbandes Rheinland von 1945 bis 1970
Zusammen besprochen von Jens Gründler
S. 677–679
Autorinnen und Autoren
S. 681–682