Leichenpredigten und Trauerzeremoniell der geistlichen Kurfürsten

Turinski, Jan; Dr. Turinski, Jan
Leichenpredigten und Trauerzeremoniell der geistlichen Kurfürsten
Studien zum Bischofsideal und zur Sepulkralkultur in der Germania Sacra zwischen Westfälischem Frieden und Säkularisation
 
Bandnummer
147
Auflage
1. Auflage
Umfang
560 Seiten
Einband
gebunden
Erscheinungstermin
28.06.2023
Bestell-Nr
15952
ISBN
978-3-402-15952-1
Preis
79,00
Katholische Leichenpredigten blieben bisher von der Forschung weitestgehend unberücksichtigt. Die kulturhistorische Studie von Jan Turinski füllt diese Lücke aus und befasst sich am Beispiel der Leichenpredigten auf die geistlichen Kurfürsten detailliert mit dieser Quellengattung. Dabei vermag sie es nicht nur Einblicke in die Produktion, Distribution und Rezeption dieser Texte zu geben: Indem die Studie katholische Leichenpredigten als Fürstenspiegel begreift und darauf aufbauend zeitgenössische Idealvorstellungen über die Herrschaft der geistlichen Kurfürsten im 17. und 18. Jahrhundert herausarbeitet, leistet sie auch einen gewichtigen Beitrag zur Erforschung der Reichskirche.
Leichenpredigten waren in der Frühen Neuzeit zentrale Medien der Repräsentation und der Memoria. Insbesondere katholische Trauerreden zeichneten sich meist durch eine glorifizierende Darstellung des Verstorbenen aus und wurden aufgrund dessen bereits von Zeitgenossen als Lügenpredigten charakterisiert. Vor allem wegen ihres panegyrischen Charakters blieben diese Quellen lange Zeit von der Forschung unberücksichtigt. Die vorliegende Studie vollzieht einen radikalen Perspektivenwechsel: Sie begreift die auf die geistlichen Kurfürsten des 17. und 18. Jahrhunderts gehaltenen katholischen Leichenpredigten gerade aufgrund ihrer verklärenden Darstellung des Verstorbenen als normvermittelnde Quellen und spricht ihnen Fürstenspiegelcharakter zu.
Ausgehend von dem komplexen Bedingungs­ und Beziehungsgefüge, in dem die Kurfürst­Erzbischöfe von Mainz, Köln und Trier als Reichsstände, Landesherren, Bischöfe und Repräsentanten ihrer Dynastien agierten, eröffnet die vorliegende Analyse einen Blick auf zeitgenössische Idealvorstellungen kurerzbischöflicher Herrschaft in der Zeit nach dem Westfälischen Frieden. Das in den Funeralsermonen gezeichnete Bild kurerzbischöflichen Wirkens griff zwar durchaus Elemente des tridentinischen Bischofsideals sowie zeitgenössischer Idealvorstellungen weltlicher Herrschaft auf, war jedoch deutlich facettenreicher als deren reine Addition. Indem die Studie zudem die Leichenpredigten im jeweiligen Trauerzeremoniell verortet und Produktions­, Distributions­ und Rezeptionsmechanismen der gedruckten Sermone offenlegt, leistet sie einen Forschungsbeitrag zur Sepulkralkultur der geistlichen Kurstaaten im 17. und 18. Jahrhundert.
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