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Du sollst dir kein Bildnis noch irgendein Gleichnis machen, fordert das zweite der zehn mosaischen Gebote. Aber wir müssen uns Bilder machen, indem wir denken. Das menschliche Denken lebt aus Bildern, es bewegt sich in Bildern, und diese entwickeln dabei ihr eigenes Leben. Wie lassen sich jenes Gebot und diese Notwendigkeit verbinden? Wie lässt sich eine jeweils zeitgemäße Ordnung in diese Bilderflut bringen, ohne sie dauerhaft zu fixieren und damit das lebendige Denken zu töten? In diese Fragen lässt sich die denkerische Lebensaufgabe des Autors Nikolaus von Kues (1401–1464) zusammenfassen.
Philosophen und Theologen, Historiker und Bildwissenschaftler versammelten sich im November 2017 im Geburtshaus von Nikolaus am Ufer der Mosel in Kues, um diese Fragen auf den neuesten Stand der Forschung zu bringen. Die Themen reichen von detaillierten Bild-Lektüren einschlägiger Kunstwerke aus West und Ost über Logik, Reichweite und Grenzen des konjekturalen Denkens, Grundzüge einer Mythologie der Vernunft, die elliptische Dis-zentralisierung des ego-zentrischen Denkens sowie die Rolle der Imagination für das Erkennen, bis zu einer Würdigung der einprägsamen Bilder aus der Lebenswelt im Werk des Cusanus und zu seinem neuen Entwurf eines Menschenbildes im Geist der Renaissance im Spiegel des verborgen bleibenden Gottesbildes.
Anlass dieser Sammlung von innovativen Cusanus-Studien war der 70. Geburtstag des japanischen Kollegen und verdienten Cusanusforschers Kazuhiko Yamaki. Yamaki ist Professor em. für Philosophie an der Waseda-Universität Tokyo. Sein Forschungsschwerpunkt liegt in der europäischen Philosophie des Mittelalters, doch seine besondere Liebe und Aufmerksamkeit gehören dem Philosophen Nikolaus von Kues und dessen Bildersprache, die Yamaki stets auch auf ihre Aktualität für unsere Gegenwart hin befragt.