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Dies ist das letzte und zugleich erste Werk von Tilman Pünder, 1989 bis 1997 Oberstadtdirektor von Münster. Sein Tagebuch aus einer angstvollen Zeit der Kindheit hat er mit erläuternden Fußnoten versehen und in die familien- und zeitgeschichtlichen Zusammenhänge eingeordnet. Die Veröffentlichung erlebte Tilman Pünder nicht mehr. Ende 2021 ist er kurz vor seinem 89. Geburtstag gestorben.
Die Aufzeichnungen sind ein berührendes Zeugnis eines Kindes über die Endphase der nationalsozialistischen Schreckensherrschaft in Münster. Der Vater Hermann Pünder, von 1925 bis 1932 Chef der Reichskanzlei, war nach dem Attentat auf Hitler 1944 sofort verhaftet worden. Er durchlitt Gestapohaft in Berlin, wurde vom Volksgerichtshof dank glücklicher Umstände zwar freigesprochen, aber nicht freigelassen. Nach einer Odyssee durch mehrere Konzentrationslager wurde er im Mai 1945 in Südtirol befreit. Die Mutter nannte Tilman das „Söhnchen Schmerzensreich“, weil er sie in der Zeit des Hoffens und Bangens, in Münster und auf Reisen in Gefängnisse und Konzentrationslager, begleitet hat. Sie durchlebten dabei die Grauen des Kriegsalltags. Hinzu traten die Sorgen um das Schicksal der anderen Kinder.
Das Tagebuch lässt eine feinsinnige Beobachtungsgabe erkennen, die weit über das Erzählvermögen eines 13-jährigen Kindes hinausgeht und frei von adaptierten Sichtweisen der ihn umgebenden Erwachsenenwelt bleibt. Die Aufzeichnungen markieren symbolisch Anfang und Ende eines reichen publizistischen Schaffens. Der Text wird ergänzt durch ein Lebensbild von Tilman Pünder aus der Feder des Historikers Bernd Haunfelder.
Inhaltsverzeichnis
Vorwort des Herausgebers
Editorische Vorbemerkung des Verfassers
Vorwort des Verfassers zum familien- und zeitgeschichtlicher Hintergrund
1944–1945 bei uns daheim
I. Juli 1944
II. Zweite Verhaftung
III. Herbst 1944
IV. Auf Wohnungssuche in Warendorf
V. Reisen nach Berlin
VI. Warendorf
VII. Freispruch, aber trotzdem nicht entlassen
VIII. Noch einmal in Berlin
IX. Drögen
X. Berliner Schnellbomberangriffe
XI. Noch einmal Drögen, Fürstenberg-Ravensbrück
XII. Wir erleben einen Angriff auf Berlin in Potsdam am 3. Februar 1945
XIII. Wir können Vater in Potsdam zweimal besuchen
XIV. Gang durch das zerstörte Berlin und Abfahrt nach Münster
XV. Wieder in Warendorf
XVI. Die letzten Tage
XVII. Haus Bleiche ist besetzt
XVIII. Der Krieg geht zu Ende
XIX. Wir siedeln nach Münster über
XX. Wieder in Münster und Schluss
Epilog: Die Nachkriegszeit
Bernd Haunfelder
Tilman Pünder 1932–2021
Im Schatten der Geschichte
Der Vater als Brückenbauer von der ersten zur zweiten Republik Der Verwaltungsjurist Tilman Pünder
Die Rückkehr nach Münster
Der Zeitzeuge als Historiker
Das Tagebuch 1944 bis 1945
Anhang
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