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‚Seid Götter – aber in Gottes Hand!‘ Mahnend wendet sich der fünfzigjährige Gregor von Nazianz in einer Predigt an die Herrscher des Römischen Reiches. Bis zu seinem Tod (um 390) hat er bewusst und aufmerksam fünf (ost-)römische Kaiser miterlebt, während das zunächst erlaubt ausgeübte Christentum unterdessen zur Staatsreligion wird: Constantius II., Julian, Jovian, Valens und Theodosius I.
Die vorliegende Studie zeichnet die Bilder der religiös völlig unterschiedlichen Regenten im Spiegel der Schriften dieses christlichen Autors nach. Sie verdeutlicht, welche Anforderungen Gregor an die Kaiser stellt, wie er sie und ihr Handeln bewertet. Urteile paganer und christlicher Zeitgenossen (wie etwa von Ammianus Marcellinus, Libanius oder Ephräm) profilieren seine Sichtweise.
Dabei gewinnt Gregor selbst an Kontur: Seine Perspektivität und eigene Intentionen treten offen zutage. Durch seine Kaiserporträts und ihre biographische Verortung, der diese Untersuchung nachgeht, verrät Gregor viel über seine Persönlichkeit und seine theologische Entfaltung.
Schließlich erfährt die Qualität seiner Kaiserdarstellungen eine Einschätzung aus der Sicht historischer Wissenschaft. Den offenen theologischen Entwicklungsprozess unter Constantius II. lässt die Analyse ebenso klar erkennen wie die Angemessenheit einer christlicherseits nüchternen Beurteilung des Theodosius. Doch besteht die Aporie historischer Darstellungen fort: Sie bleiben ad interim.
Über den Autor
Notker Baumann (geboren 1975 in Konstanz) studierte Katholische Theologie, Philosophie und Patristik in Freiburg im Breisgau, Innsbruck und Rom. 2007 wurde er mit seiner Dissertation „Die Demut als Grundlage aller Tugenden bei Augustinus“ am Patristischen Institut „Augustinianum“ (Rom) promoviert. Es folgten Jahre als Vikar (Erzdiözese Freiburg), währenddessen außerdem Unterricht in der gymnasialen Oberstufe, Tätigkeit in der Berufungspastoral und Lehraufträge an der Universität Würzburg. 2016 habilitierte er sich an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Bayerischen Julius-Maximilians-Universität Würzburg mit der Schrift „‚Götter in Gottes Hand‘ – Die Darstellung zeitgenössischer Kaiser bei Gregor von Nazianz“. Seit Wintersemester 2016/17 vertritt er das Fach Alte Kirchengeschichte, Patrologie und Ostkirchenkunde an der Universität Erfurt.