„Es gibt, glaube ich, kein Wort des Evangeliums, das einen tieferen Eindruck bei mir hinterlassen und mein Leben mehr verändert hat als das folgende: ‚Alles, was ihr fu¨r einen von diesen Geringsten tut, das tut ihr mir‘“, schreibt Charles de Foucauld am 1. August 1916. Der französische Eremit versteht Mt 25,40 als Aufforderung zur universalen Liebe und sich selbst als „frère universel“, als Bruder aller Menschen. So gelangt er zu einem praktischen Heilsuniversalismus. Die theologische Quelle seiner Einsicht ist nicht zuletzt Thomas von Aquin, der Christus nicht nur „Haupt der Kirche“, sondern „Haupt aller Menschen“ nennt. In den geistlichen Schriften des Charles de Foucauld entwickelt sich in einer kontinuierlichen Suchbewegung eine communiale Ekklesiologie, die über die Grenzen der sichtbar verfassten Kirche hinausgeht. Im Mittelpunkt seiner Überlegungen steht die geschwisterliche Existenz des Kleinen Bruders bzw. der Kleinen Schwester Jesu. Die darin implizit angesprochene geschwisterliche Existenz der Christen ermöglicht es, die Communio-Ekklesiologie des II. Vatikanischen Konzils um einem bedeutsamen Aspekt zu ergänzen und theologisch weiterzudenken.
Über den Autor
Joachim Kittel, Dr. theol.habil., ist Gymnasiallehrer mit verschiedenen
Aufgaben im Bildungsbereich der Erzdiözese Freiburg im Breisgau, Supervisor
und Begleiter synodaler Entscheidungsprozesse. Er ist verheiratet und lebt in
Amoltern am Kaiserstuhl. Seit 2011 ist er Diakon mit Zivilberuf in der dortigen Seelsorgeeinheit