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Flucht und Religion bilden einen engen Konnex: Welche Rolle spielt Religion für die Identität derer, die fliehen müssen, und wie kann diese religiöse Identität im Aufnahmeland gelebt und praktiziert werden? Wo trägt Religion oder die religiöse Identität zur konflikthaften Verschärfung von Situationen bei, sei es in der Begegnung mit Ortsansässigen, sei es unter den Geflüchteten selbst? Die aufnehmenden Gesellschaften werden vor die entscheidende Frage gestellt, wie ein gelingendes Zusammenleben unter den Bedingungen kultureller, ethnischer und religiöser Pluralität möglich ist und welcher Kompetenzen es bedarf, mit Pluralität und Heterogenität umzugehen.
Der vorliegende Sammelband setzt sich insbesondere mit der Rolle von Religion in diesen Prozessen auseinander und beleuchtet das Thema aus unterschiedlichen christlich-theologischen Perspektiven sowie aus der Perspektive islamischer Theologie. So wird der Frage der Ambivalenz von Religion in ihren friedensfördernden wie auch gewaltförmigen Potentialen nachgegangen, die Frage nach einem möglichen Beitrag von Religion zum Gemeinwohl sowie die Möglichkeiten einer interkulturellen und interreligiösen Bildung erörtert. Eingeordnet sind die Auseinandersetzungen in eine Klärung der Fluchtursachen und der rechtlichen Situation der Geflüchteten.
Über den Autor
Judith Könemann, Dr. theol., Soziologin, Erziehungswissenschaftlerin (M.A.) ist Professorin für Religionspädagogik und Bildungsforschung an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster. Ihre Forschungsschwerpunkte: Bildungstheoretische Grundlegung religiöser Bildung, non-formale Bildungsprozesse, Bildung und Gerechtigkeit; Religiositätsforschung und öffentliche Theologie
Marie-Theres Wacker, Dr. theol., ist Professorin für Altes Testament und Theologische Frauenforschung an der Katholisch-Theologischen Fakultät der WWU Münster.
Schwerpunkte in Forschung bzw. Lehre sind das hellenistische Judentum, biblische Hermeneutik, besonders aus einer feministischen bzw. geschlechtergerechten Perspektive, und Fragen des jüdisch-christlichen sowie muslimisch-christlichen Gesprächs
Inhaltsverzeichnis
Judith Könemann / Marie-Theres Wacker
Flucht und Religion. Zur Einführung
S. 7–12
Teil I: Historische, politische und rechtliche Zusammenhänge
Kenan Engin
Drei Wellen der Flucht. Eine systematische Analyse der Gründe der Flucht aus und innerhalb von Syrien
S. 13–32
Wolfgang Schonecke
Flucht und Migration in und aus Afrika. Anmerkungen zu einem komplexen Phänomen
S. 33–50
Olga R. Gulina
Die „neuen” EuropäerInnen auf der Suche nach einer sicheren Heimat. Umsiedlung, Migration und Flucht in und aus Ländern der ehemaligen UdSSR
S. 51–66
Sabine Riedel
Flucht und Religion. Aktuelle Herausforderungen an europäische Standards des Menschenrechtsschutzes
S. 67–96
Fabian Wittreck
Flüchtlings-, Migrations- und Asylrecht von 1992 bis heute
S. 97–116
Jochen Reidegeld im Gespräch mit Marie-Theres Wacker
Hoffnungsschimmer. Erfahrungen mit Geflüchteten im und aus dem Vorderen Orient
S. 117–136
Teil II: Religion als „Ressource”
Amir Dziri
„An Meine gläubigen Diener: Meine Erde ist weit” (Sure 29:56). Figurationen von Raum, Zeit und Flucht in der religiösen Ideengeschichte des Islams als theologische Herausforderung für die Gegenwart
S. 137–156
Johannes Schnocks
„Ihr sollt den Fremden lieben!” (Dtn 10,19). Beiträge zur Migrationsdebatte aus dem Alten Testament
S. 157–170
Heinz-Günther Stobbe
Menschenrechte, Menschenwürde und die Individualität des Menschen
S. 171–184
Marianne Heimbach-Steins
„Dem Gemeinwohl der ganzen Menschheit dienen ...” (Gaudium et spes, 26). Konturen einer Ethik globaler Migration
S. 185–210
Walter Lesch
Religion als Ressource in der Einwanderungsgesellschaft. Sozialethische Sondierungen
S. 211–228
Judith Könemann / Clauß Peter Sajak
„So anders bist Du gar nicht!”. Interreligiöse und interkulturelle Bildung als Beitrag zum gelingenden Miteinander
S. 229–242
Die Herausgeberinnen / Die Autorinnen und Autoren
S. 243