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Die Kirche lernt. Sie lernt auf Gott und auf die Menschen zu schauen. Sie lernt, ihren Auftrag ernst zu nehmen. Die Kirche lernt, dass sie ein hinweisendes Zeichen und nicht das Bezeichnete ist. Sie lernt, dass ihre Strukturen ihrer Botschaft entsprechen müssen. Sie lernt, dass Macht ein Dienst und kein Selbstzweck ist. Sie lernt, die anderen zum Aussprechen der eigenen Wahrheit zu brauchen. Sie lernt zu beteiligen. Die Kirche lernt, wie sie umkehren und sich wandeln kann.
Die Kirche lernt nicht. Sie hat Angst, das ihr Anvertraute vorschnell aufzugeben. Sie stellt Bedingungen für den Zugang. Sie sichert ihre Unbeflecktheit. Die Kirche steht in der Verantwortung. Sie glaubt, dass die Wahrheit in ihre Hände gelegt ist. Sie will die Anwesenheit Gottes in dieser Welt sichern. Sie ist sich sicher. Sie glaubt, ein Fels in der Brandung zu sein. Sie glaubt, Macht nötig zu haben. Sie lehrt. Sie bietet Orientierung. Die Kirche bleibt sich gleich und fordert Umkehr von anderen.
Diese schroffe Gegenüberstellung zeigt die Pole und Zustände der derzeitigen Kirchensituation, Kirchenwahrnehmung und Kirchenentwicklung und steht für die oft gegensätzlichen Anliegen, Hoffnungen, Aufbrüche, Beharrungen und Ängste.
Die vorliegende Arbeit reflektiert vor diesem Hintergrund einen Lernprozess zur Entwicklung neuer Leitungsformen in den Pfarreien im Bistum Osnabrück. Im Projekt „Pastorale Koordination“ leiten Priester und hauptamtliche pastorale Mitarbeiter*innen gemeinsam als Tandem. Die Arbeit gibt Rechenschaft über den Prozess der Entwicklung und Implementierung und liefert einen Beitrag zur Diskussion um Macht und Beteiligung in der Kirche.
Über den Autor
Wilfried Prior, Dipl. Theol., ist Referent für Personalentwicklung im Bischöflichen Generalvikariat Osnabrück.