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Die katholische Kirche ist von Vielfalt geprägt. Durch ihr Handeln und Sprechen verhalten sich katholische Gläubige notwendig zu dieser Vielfalt und positionieren sich innerhalb und zu ihr. Die vorliegende Studie erforscht diese Positionierungsprozesse. Es wird untersucht, welche Bedeutung Erfahrungen von innerkirchlicher Vielfalt für Katholik:innen, für ihr Selbstbild und ihr Selbstverständnis als Gläubige haben, d.h. für ihre religiöse Identität. Als Beispiel und theologischer Entdeckungsort für das Erleben innerkirchlicher Vielfalt dienen Begegnungen in und Erfahrungen mit mehreren Ortskirchen weltweit. Im Ergebnis stellt die qualitative Interviewstudie einen empirisch begründeten Begriff religiöser Identität zur Verfügung. Die Analyse der Interviews zeigt, dass innerkirchliche Vielfalt die Konstruktion religiöser Identität ermöglicht und fördert. Sie fordert Gläubige zu individuellen religiösen Positionierungen heraus und stößt religiöse Identitätskonstruktionsprozesse an. In diesen Prozessen zeigt sich religiöse Identität als dynamisches Phänomen, das oft uneindeutig erscheint: Religiöse Identität wird durch immer wieder neue Positionierungen in vielfältigen, widersprüchlichen religiösen Zusammenhängen ausgehandelt. Dabei nimmt das Umfeld der Befragten eine zentrale Rolle im Identitätskonstruktionsprozess ein.
Dr. Maria Bebber, Theologin und Psychologin, Studium in Bonn, Uppsala und Münster, Forschungsaufenthalt in Ghana, tätig in der kirchlichen Erwachsenenbildung.