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Die Forschung zur katholischen Predigtkultur zwischen Westfälischem Frieden und Aufklärungsepoche kennzeichnet eine große Leerstelle. Die vorliegende Studie erhellt anhand des geschlossenen Quellenbestandes der Bayerischen Kapuzinerprovinz, was und wie im 17. und 18. Jahrhundert gepredigt wurde. Das Buch begreift Predigten dabei als pastorale Strategien, die sich an eine implizite Hörer- und Leserschaft wenden. Denn auf ihre imaginierten Adressaten hin ist diese genuin mündliche Textsorte konzipiert.
Predigten sind somit Praxeologien religiösen Wissens, die zu einem bestimmten Handeln in einer konkreten, zumeist ländlichen Lebenswelt anleiten möchten. Aufgrund der eher unscharfen kirchlichen Vorgaben nach dem Konzil von Trient, wie eine erfolgreiche Kanzelrede auszusehen hat, kreuzen sich dabei verschiedene Frömmigkeitsformen. Wie z.B. Jesus Christus verehrt oder liturgische Feste begangen werden sollen, was den idealen Ehepartner oder einen ‚guten‘ Tod ausmacht oder wie die Gemeinde mit Armen umzugehen hat, beantworteten die Predigtautoren zwischen 1670 und 1800 recht unterschiedlich. Dieser differenzierte Quellenbefund liegt nahe, nicht von einem allzu starken Bruch zwischen den Epochen der Konfessionalisierung und dem aufgeklärten Zeitalter auszugehen. Vielmehr plädiert die Studie für eine schrittweise Transformation von Frömmigkeitsensemblen im Übergang zur Moderne.