Linoleum 1860–2020

Kaldewei, Gerhard
Linoleum 1860–2020
Das Material, "... auf dem die Moderne tanzte"
 
Auflage
1. Auflage
Umfang
199 Seiten, umfangreich bebildert
Einband
gebunden
Erscheinungstermin
15.03.2023
Bestell-Nr
24955
ISBN
978-3-402-24955-0
Preis
24,90

Weitere Informationen

Folgt man dem Designhistoriker Gert Selle, dann war Linoleum schon um 1900 der Werkstoff, „auf dem die Moderne tanzte“ und „vor dem Ersten Weltkrieg der modernste Fußbodenbelag, den es gab“. Vor allem zwischen 1900 und 1930 war Linoleum ein angesagter Werkstoff, der in Architektur und Design als vielfältiger (ein)farbiger oder auch speziell gemusterter, künstlerischer Bodenbelag verwendet wurde. Insbesondere als man ab 1900 das durchgemusterte, nicht abtretbare Inlaid-Linoleum – im Gegensatz zu dem bedruckten Linoleum – oft verwendete, obwohl die Herstellung sehr viel aufwändiger und damit auch teurer war, entwarfen eine ganze Reihe der zeitgenössischen Architekten, Designer und Raumplaner neue moderne florale oder grafische Dessins für Linoleum: von Peter Behrens bis Henry van de Velde, von Josef Hoffmann bis Bruno Paul etc.

In der Nachkriegszeit stellte die neue Kollektion „Inlaid ‚57‘“ der Deutschen Linoleum-Werke auf der großen und wegweisenden Berliner Bauausstellung „Interbau 1957“ den Bodenbelag der Moderne in Deutschland vor. Insgesamt bis zu 78 Wohnungen wurden in den Musterhäusern – u.a. von den berühmten Architekten Alvar Aalto und Pierre Vago – im Hansa-Viertel in Berlin vorwiegend mit dem neuartigen und jetzt wieder zeitgemäßen Linoleum ausgestattet. Auch die internationalen Architekten Oscar Niemeyer und Le Corbusier haben in ihren Großbauten im Hansa-Viertel fast ausschließlich Linoleum als Fußbodenbelag verwendet. Vor allem in den 1960er Jahren wurde Linoleum dann jedoch zunehmend als ein oft nicht mehr zeitgemäßer und muffiger Werkstoff angesehen.

Doch das seit den 1970er Jahren zunehmende Nachhaltigkeitsbewusstsein bescherte der verbleibenden Linoleum-Industrie insbesondere ab den 1980er Jahren eine wahrhafte Renaissance. Die Nachfrage nach Linoleum, dem Produkt aus vorwiegend natürlichen und nachwachsenden Rohstoffen, stieg wieder stark an. Linoleum wurde als ein ökologisch korrekter, klimaneutraler und auch farbig sehr interessanter Bodenbelag in Architektur und Design quasi wieder entdeckt; denn alle Werkstoff-Bestandteile von Linoleum sind natürlich und fast vollständig biologisch abbaubar. Durch seine Recyclingfähigkeit besitzt Linoleum eine sehr gute Ökobilanz und ist zugleich ein belastbarer, elastischer, moderner Bodenbelag, der, wenn er heute neu auf den Markt käme, wieder vermutlich eine der wichtigsten Erfindungen des Jahrhunderts wäre.
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