Seit Kriegsbeginn 1939 bestand auch für junge Frauen eine sechsmonatige Dienstpflicht im Reichsarbeitsdienst. Hierzu wurden sie in Lager eingezogen. Eines davon befand sich in Pulheim-Stommeln.
Achtzehn Jahre war Waltraut Bellingrath alt, als sie 1944 ihren ›Dienst‹ als ›Arbeitsmaid‹ im Reichsarbeitsdienstlager für die weibliche Jugend in Stommeln antrat. In ihrem Tagebuch hielt sie fest, was sich von Tag zu Tag ereignete. Sie legt Zeugnis ab von der immer desaströseren Lage im vorletzten Kriegsjahr und dem reaktionären Frauenbild der Nationalsozialisten.
Auf dem Foto des Buchcovers marschieren (!) neu gekommene Arbeitsmaiden unter Leitung ihrer Lagerführerin (mit Aktenmappe) in Uniform zum ersten Mal ins Dorf zu ihren Einsatzfamilien. Die Gesichter der Mädchen zeigen den vom Fotografen gewünschten fröhlichen Tatendrang. Einen Blick in ihre Köpfe erlaubt das gestellte Foto kaum. Waltraut Bellingrath empfand das RAD-Lager in Stommeln als Gefängnis, gar als ›Frauenzuchthaus‹. Ihr Tagebuch berichtet davon, wie der NS-Staat ihr die Freiheit der Jugend raubte.
Über den Autor
Von 1965 bis 2003 als Lehrer im höheren Schuldienst tätig; Studiendirektor i. R.; 1983–2010 zweiter Vorsitzender des Vereins für Geschichte in Pulheim; Initiator der 2008 eröffneten Gedenkstätte Brauweiler; zahlreiche Veröffentlichungen zur Stadt- und Regionalgeschichte; mehrere Auszeichnungen.