Die Psalmen sind das wichtigste Gebet der Christen und wurden in der frühen Kirche von fast allen großen Theologen erklärt. Dieser Band behandelt nur einen Psalm, nämlich Ps 118, und hat, wenn man genauer schaut, auch nur ein einziges Thema: Das Wort Gottes und die suchend–liebende Beziehung des glaubenden Menschen zu diesem Wort. Ps 118 ist der längste Psalm des Psalters, eine Tatsache, die viel über die Spiritualität der Psalmen sagt. Das Wort Gottes steht im Mittelpunkt des gesamten Psalters, daher beginnt er mit der Seligpreisung: „Selig der Mann, der nicht nach dem Rat der Gottlosen geht und nicht auf dem Weg der Sünder steht noch auf dem Stuhl der Verderber sitzt, sondern am Gesetz des Herrn sein Gefallen hat und über sein Gesetz nachsinnt Tag und Nacht“ (Ps 1,1f).
Die Kirchenväter verstehen Ps 118 als eine Einführung in die Mediation des Wortes Gottes. Es geht ihnen bei der Beschäftigung mit diesem Wort nicht in erster Linie um das Verstehen von Texten, sondern um das Verstehen des Heilswillens Gottes. Dieser Heilswille hat sich neu und überraschend in Jesus Christus offenbart. Wenn die Väter das Alte Testament lesen, hören sie in ihm das in ihre Gegenwart hineingesagte lebendige Wort Gottes, das ihnen zeigt, wer Jesus ist und wer sie selbst als Kirche sind.