Weitere Informationen
Als Äußerung des Glaubens und der Frömmigkeit ist die Liturgie eine wertvolle Quelle für verschiedene theologische (Sub-)Disziplinen. Wegen ihres zentralen Platzes in der damaligen Gesellschaft ist sie aber auch wichtig für das Studium der mittelalterlichen Kultur- und Geistesgeschichte. Der Liber ordinarius nennt zwar alle Texte, die in der Liturgie gesprochen, gelesen und gesungen wurden, aber bietet vor allem ausführliche Beschreibungen des Verlaufs der Liturgie. Der Ordinarius kann also betrachtet werden als ein Führer oder ein Drehbuch, an Hand dessen der Zelebrant und der Kantor ihre Aufgabe in der Liturgie ausführen und die Riten vollziehen können. Die ältesten Ordinarii stammen aus der Mitte des 11. Jahrhunderts, ihre Zahl nahm im 12. Jahrhundert schnell zu, während die Blüte dieser Quelle das 13. Jahrhundert war.
Für die Geschichte des religiösen Lebens liegt die Bedeutung des Ordinarius vor allem in seinem deskriptiven Charakter und in der Integration von Texten und Rubriken, von verbalen und non-verbalen Elementen. Auf diese Weise kann ein vollständigeres Bild des liturgischen Ritus entworfen werden als dies nur auf Grund von Textbüchern möglich wäre. Weil der Ordinarius der Liturgie in actu sehr nahe kommt, ist es möglich, eine Analyse von Texten der Liturgie um eine Analyse materieller Aspekte der Liturgie und eine rituelle Analyse der Handlungsdimension der Liturgie zu erweitern. Obwohl das primäre Objekt der Ordinarii die Liturgie ist, reicht ihr Inhalt oft weiter. Die Beiträge in diesem Buch zeigen wie Libri ordinarii auch für andere Fachgebiete, namentlich die Kulturgeschichte und ihre Unterdisziplinen, wichtige Informationen liefern.
As a liturgical source Libri ordinarii are primarily of high importance for the study of the historical development and theological interpretation of liturgy. Because of the dominant part which the church, liturgy and piety played in Medieval society, Libri ordinarii are also important for cultural history. The culture-historical value even surpasses their ecclesiastical and liturgical significance. The study of Ordinarii touches on various facets of daily life and sheds light on different subjects. They provide insight into the social significance of the church during the high and later Middle Ages.
Über den Autor
Dr. Louis van Tongeren studierte Theologie und Liturgiewissenschaft. Er lehrt Liturgiewissenschaft und ritual studies an der Fakultät für Geisteswissenschaften der Tilburg University (NL).
Dr. Charles Caspers ist Forscher und wissenschaftlicher Sekretär des Titus Brandsma Instituts in Nimwegen (NL).
Inhaltsverzeichnis
Charles Caspers / Louis van Tongeren
Libri ordinarii als Quelle für die Kulturgeschichte. Zur Einführung
S. 1–14
Charles Caspers / Louis van Tongeren
Libri ordinarii as a Source for Cultural History. Introduction
S. 15–28
Andreas Odenthal
Adaptation – Addition – Substitution – Revision. Formen der Überlieferung in liturgischen Quellen vom Spätmittelalter zur Frühen Neuzeit
S. 29–54
Matthias Hamann
Atque quo nihil uel semiliteratum moraretur – und damit auch den Halbgebildeten nichts aufhalte. Die Erneuerung liturgischer Bücher durch Albrecht von Brandenburg im Licht des Liber ordinarius Hallensis (1532)
S. 55–80
Ike de Loos ✝
Libri ordinarii of the Low Countries. Oberservations regarding Filiation and Diversity
S. 81–104
Franz Karl Praßl
Der Salzburger Liber ordinarius aus dem Jahre 1198 und seine Liturgiekommentare
S. 105–128
Louis van Tongeren
A Blending of Genres. The Special Nature of the liber ordinarius of St. Saviour's or Oudmunster in Utrecht
S. 129–158
Edward Foley
The Abbey Church of St.-Denis. Liber ordinarius Bib. Maz. 526 and its Contribution to Understanding the Church's Architecture
S. 159–180
Kees van der Ploeg
Preserving and Reshaping. The Intricacies of Liturgy and Architecture at St. Lebuinus', Deventer
S. 181–204
Inga Behrendt
Liturgie und Finanzen. Stiftungsvermerke im Liber ordinarius A-Gu 756 von Seckau in Österreich
S. 205–230
Paul Trio
The Use of Ornaments according to the Ordinal of the Parish Church of St. Nicholas in Diksmuide (Flanders)
S. 231–250
Casper Staal
Die Schaumkellen von Oudmunster in Utrecht. Die Identifikation eines liturgischen Geräts
S. 251–268
Bram van den Hoven van Genderen
Posture and Behaviour. Customaries of three Utrecht Chapters Regarding Correct Liturgical Practice
S. 269–298
Michael S. Driscoll
Reconstructing Liturgical History before the libri ordinarii. The Role of Medieval Women in Death and Burial Practices
S. 299–326
Jürgen Bärsch
Totenliturgie im spätmittelalterlichen Frauenstift Essen. Die exequiae mortuorum nach dem Liber ordinarius
S. 327–356
Charles M. A. Caspers
The Spiritual Meaning of the Feasts of Trinity Sunday and Corpus Christi in the Low Countries. An Exploration with the Aid of libri ordinarii
S. 357–380
Autorinnen und Autoren / The Authors
S. 381–384
Abbildungsverzeichnis / List of Illustrations
S. 385–388
Register / Index
S. 389
Schriftstellen / Biblical References
S. 389
Orte / Places
S. 390–393
Namen / Persons
S. 394–398
Sachen / Subjects
S. 399–411